Dr. Falk Richter, Dipl.-Psych.

Dr. Falk Richter,
Dresden




29.03.2012:

Qualitative Forschung und Datenanalyse

In der Sozialforschung (z.B. in der Psychologie, Soziologie) lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Forschungsansätze unterscheiden - die quantitative und die qualitative Forschung.

Bei der quantitativen Forschung geht es darum, menschliches Erleben und Verhalten in Zahlen auszudrücken, z.B. die Ausprägung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, die Einstellung zu bestimmten Sachverhalten usw. zu ermitteln. Auf dieser Basis können dann bestimmte mathematische Prozeduren zur Anwendung kommen, die einen statistischen Vergleich oder die Ermittlung von Zusammenhängen zwischen Variablen erlauben.

Die qualitative Forschung interessiert sich stärker für die Inhalte und Bedeutungen (die für die quantitative Forschung bereits festgelegt sind). Sie bemüht sich um eine möglichst umfassende Beschreibung eines Sachverhalts.

Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen haben meist eine unterschiedliche Präferenz eher für den einen oder den anderen Ansatz. Die beiden Ansätze schließen einander allerdings nicht aus, sondern können sich wechselseitig ergänzen.

Beispielsweise lässt sich Arbeitszufriedenheit quantitativ im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung mit etablierten Fragebogenskalen erfassen. Auf der Grundlage der damit erhobenen Daten lassen sich quantitative Unterschiede zwischen Teams von Mitarbeitern, Abteilungen und Unternehmen ermitteln, Zusammenhänge mit bestimmten Einflussfaktoren (z.B. Arbeitsgestaltung, Führungsverhalten) bestimmen und quantitative Veränderungen über den zeitlichen Verlauf feststellen.

Im Rahmen qualitativer Forschung würde man dagegen Interviews oder Gruppendiskussionen mit Beschäftigten führen und diese z.B. danach fragen, in welchen Situationen sie besonders zufrieden oder besonders unzufrieden sind bzw. waren. Im weiteren würde man sie um eine umfassende Beschreibung dieser Situation bitten. Man könnte auf dieser Basis beispielsweise qualitative Unterschiede zwischen unterschiedlichen Tätigkeiten ermitteln.

In beiden Fällen können auf unterschiedliche Weise Ursachen für Unzufriedenheit und Ansatzpunkte für eine Verbesserung ermittelt werden.

Qualitative Forschung eignet sich vor allem für die Erkundung neuer Themengebiete oder die Untersuchung bereits bekannter Themen in neuartigen Situationen (z.B. Arbeitszufriedenheit in neuen Arbeitsformen). Sie erfordert allerdings einen deutlich höheren Aufwand als quantitative Forschung.

Die Vorteile quantitativer Forschung liegen vor allem in der Ökonomie der Durchführung und Auswertung sowie in den vielen Vergleichsmöglichkeiten, die man mit den resultierenden Zahlenwerten hat.

Ich selbst habe im Rahmen meiner universitären Forschung u.a. qualitative Analysen zu Bedingungen für die Kompetenzentwicklung bei Arbeitenden im Bereich Banken und Versicherungen durchgeführt.

In diesem Sommersemester gestalte ich nun ein Seminar zur software-gestützten qualitativen Datenanalyse an der Hochschule Zittau-Görlitz. Die Teilnehmer der Lehrveranstaltung sind angehende Kommunikationspsychologen (Bachelor-Studiengang).

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Beachten Sie dazu bitte auch meine Angebote zum Thema Mitarbeiterbefragung !

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