Gesteigerte Produktivität durch bewusste Auszeit (stille Stunde)

Tags: Arbeitsgestaltung und Ergonomie Selbstmanagement und Zeitmanagement Stress und Stressmanagement

Wer eine bewusste Auszeit von E-Mail, Telefon und Bürogespräch nimmt, steigert die Produktivität seiner Arbeit und ist auch zufriedener. Dies belegt eine Studie von Cornelius König, Martin Kleinmann und Wilfried Höhmann, die jetzt im European Review of Applied Psychology erschienen ist:

Psychologe der Saar-Uni belegt in Studie den Nutzen der „Stillen Stunde“ im Büro
(Pressemitteilung der Uni Saarland)

A field test of the quiet hour as a time management technique
(European Review of Applied Psychology)

27 Manager sollten zunächst über zwei Wochen hinweg ein Tagebuch führen und dabei festhalten, ob sie an dem jeweiligen Tag für die Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe eine Stunde Auszeit von E-Mails, Telefonaten usw. genommen hatten. Des Weiteren sollten sie ihre eigenen Leistung für den jeweiligen Tag einschätzen. Es zeigte sich, dass die Manager ihre Leistung bei der Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe und auch ihre Arbeitsleistung für den Tag insgesamt höher einschätzten, wenn sie an diesem Tag und für die spezielle Aufgabe eine solche Auszeit genommen hatten. Drei Monate später wurden die Manager noch einmal rückblickend zu den Effekten der "stillen Stunde" befragt. Die meisten schätzten den Effekt der täglichen Auszeit weiterhin positiv ein. Viele hatten die "stille Stunde" auch beibehalten. Während dieser Auszeit können Aufgaben bearbeitet werden, die ansonsten infolge ständiger Ablenkungen liegengeblieben wären.

Allerdings gilt dies nicht nur für die Arbeit von Führungskräften, sondern für jede Arbeit, die gewisse Anteile geistiger Überlegung im Rahmen der Vorbereitung und von Lernvorgängen beinhaltet. Auch für Mitarbeiter im Vertrieb kann man nicht ständige Erreichbarkeit während der gesamten Arbeitszeit voraussetzen!

Sich eine Stunde für konzentriertes Arbeiten freizuhalten, ist allerdings nicht nur eine Frage der Selbstdisziplin, sondern hängt auch davon ab, inwieweit dies durch das Unternehmen unterstützt wird. Vor allem muss das Zeitregime so gestaltet sein, dass separate Zeiten für die Planung, Vorbereitung und Kontrolle und auch für den Erwerb neuer Informationen vorgesehen sind. Sodass der Vetriebsmitarbeiter bei seinem ersten Kunden des Tages auch über die neuesten Informationen verfügt. Was allerdings nicht immer gegeben ist. Wie viel Zeit dafür einzuplanen ist, hängt vom jeweiligen Umfang solcher Aufgaben ab.

Leider wird das nicht in allen Unternehmen so gesehen. In einem Call Center meinte einmal ein Vorgesetzter der dortigen Kundenberater zu mir, dass die Beschäftigten doch diese vor- und nachbereitenden Tätigkeiten und auch das Lesen von Info-Mails nebenbei machen könnten. Dieser Vorgesetzte hatte allerdings auch gut reden: Er selbst hatte ein eigenes Büro mit Sekretärin im Vorzimmer, die auch die eingehenden Anrufe abfing, Während die Call Center Agenten im Großraumbüro tätig waren.

Zeitliche Freiräume und damit verbundene Spielräume bei der Planung von Aufgaben sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung problemhaltiger und kreativer Aufgaben und um Stress entgegenzuwirken.

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