Dr. Falk Richter, Dipl.-Psych.

Dr. Falk Richter,
Dresden




13.03.2012:

Ist Brainstorming wirklich wirkungslos?

Tags: Kreativität und Innovationen


In der letzten Woche bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen, der sich mit einer relativ bekannten Kreativitätstechnik beschäftigt - dem Brainstorming:

Warum Brainstorming nicht funktioniert
(sueddeutsche.de)

Der Artikel bietet einerseits einige fundierte Informationen über das Brainstorming und andere Methoden zur Unterstützung der Ideenfindung sowie wichtige wissenschaftliche Studien dazu. Er endet allerdings mit der recht primitiven Schlussfolgerung, Brainstorming sei keine geeignete Methode zur Unterstützung kreativer Prozesse.

Das große Problem dabei: Die Annahme, dass es die eine ultimative Kreativitätstechnik geben könnte, für die man sich entscheiden müsse.

Eine solche Methode, die zudem den gesamten Prozess der Entwicklung einer innovativen Problemlösung umfasst, gibt es allerdings nicht!

Die Entwicklung von Innovationen beinhaltet zunächst einmal mehrere unterschiedliche Schritte. Es geht ja nicht nur darum, möglichst viele Ideen zu sammeln, sondern diese Ideen müssen auch bewertet und zu praktischen Lösungsvorschlägen weiterentwickelt werden. Und letztlich muss aus den zahlreichen Lösungsvorschlägen ein bestimmter Ansatz ausgewählt werden, der praktisch umgesetzt werden soll. Hierfür sind jeweils unterschiedliche Techniken und Strategien des kreativen Arbeitens, Problemlösens und Entscheidens anzuwenden.

Die unterschiedlichen Phasen, z.B. die Ideenfindung und Ideenbewertung, sind dabei voneinander abzugrenzen!

Brainstorming und Brainwriting sind zwei Methoden, die für die Ideenfindung in Frage kommen.

Beim Brainstorming werden die Teilnehmer einer Gruppe dazu angeregt, möglichst viele Ideen zu generieren und sogleich der Gruppe gegenüber zu äußern. Eigene und fremde Ideen dürfen dabei nicht bewertet werden. Jede Idee, so verrückt sie auch sein mag, kann letztlich zur Lösung eines Problems beitragen. Des Weiteren gibt es kein Urheberrecht für Ideen, d.h. jeder darf Vorschläge von anderen aufgreifen und weiterentwickeln.

Beim Brainwriting hält dagegen jeder Teilnehmer seine Ideen zunächst auf einem Blatt Papier, auf mehreren Karten oder auch elektronisch fest. In einer zweiten Phase können die auf diese Weise gesammelten Ideen an die anderen Teilnehmer weitergegeben, kommentiert und weiterentwickelt werden.

Brainstorming und Brainwriting bieten jeweils unterschiedliche Vorteile. Brainwriting erlaubt das individuelle Erfassen von Ideen. Das hat den Vorteil, dass zunächst keine Idee eines einzelnen verloren geht. Allerdings gelingt es nicht jedem, ohne äußere Anregung eigene Ideen zu entwickeln. Beim Brainstorming wiederum werden Ideen in der Gruppe gesammelt. Dabei ist es erlaubt und gewollt, Ideen anderer aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Allerdings besteht beim Brainstorming das Problem, dass viele Ideen der einzelnen verloren gehen und auch individuelle kreative Prozesse gehemmt werden können.

Es erscheint daher sinnvoll, z.B. Brainwriting und Brainstorming miteinander zu kombinieren. Zunächst könnten die Mitarbeiter individuell ihre Ideen sammeln und diese könnten dann in der Gruppe zusammengetragen und weiterentwickelt werden. Aber auch andere Methoden können zusätzlich zum Einsatz kommen, darunter Methoden, die dabei helfen, ein Problem zu zerlegen und auf dieser Basis eine Lösung zu entwickeln. Und letztlich kommt es auch auf die Instruktion und Moderation der Gruppe an. Hier besteht durchaus gewisser Spielraum, der in der Praxis mehr oder weniger sinnvoll ausgenutzt wird.

Für die nachfolgenden Prozesse der Ideenbewertung, Entscheidungsfindung und praktischen Umsetzung sind wiederum andere Techniken und Methoden gefragt!

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Jetzt stellt sich vielleicht noch die Frage, welchen Bezug dieses Thema zu meinen Angeboten hat, weil dort nicht auf den ersten Blick von Kreatitivitätstechniken oder Innovationen die Rede ist.

Da wäre zum einen das Thema Marketing. Kreativitätstechniken können speziell bei der Entwicklung von Werbung zum Einsatz kommen. Allerdings spielen Kreativität und die Entwicklung von Innovationen eigentlich überall eine wichtige Rolle.

Des weiteren ist eines meiner Kernthemen die Demografieorientierte Personalarbeit, wobei es mir besonders um eine Integration älterer Beschäftigter geht. Dies betrifft auch die Frage des Umgangs mit betrieblichen Veränderungsprozessen sowie die Beteiligung an Innovationen. Älteren werden gern abnehmende kreative Leistungen zugeschrieben - eine Annahme, die allerdings durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt ist - siehe dazu auch diesen Beitrag !

Gerade das Zusammenbringen von Mitarbeitern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Ausbildung und Berufserfahrung (z.B. frisch ausgebildeten Fachkräften und langjährig Berufserfahrenen) kann dazu beitragen, unterschiedliche Ideen zu entwickeln, wobei sowohl neue Erkenntnisse als auch praktische Erfahrungen Berücksichtigung finden.

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